Kein Messen, Schneiden, Klemmen, Kleben oder Schrauben: Mit Einblasdämmung gelangen Dämmstoffe per Einblasmaschine und Luftdruck über Schläuche und Düsen ins Bauteil. Angewendet wird die Methode zum Beispiel bei zweischaligen Mauerwerken oder Holzbau-Konstruktionen. Aber auch oberste Geschossdecken können schnell und unkompliziert mit einer offen aufgeblasenen Dämmschicht energetisch ertüchtigt werden. Für Fachunternehmer im Bereich Putz, Stuck und Ausbau kann Einblasdämmung eine gewinnbringende Erweiterung des Angebotsspektrums sein.
Einblasdämmung wird in Deutschland bereits seit Mitte der 1970er Jahre eingesetzt. Vor allem im Norden der Republik ist die Methode als praktisch einzige bestanderhaltende Möglichkeit zur Kerndämmung von Klinkerfassaden beliebt. Über die Jahre hat sich die maschinengestützte Dämmung auch im Süden etabliert. Hier sind es vor allem Dächer, Decken und Wände in Leichtbauweise, die vor Ort auf der Baustelle ausgeblasen werden. Dazu kommen immer mehr ungenutzte Dachböden,die eine wärmende Decke aus losem Dämmmaterial bekommen. Auch Holzbau- und Fertighaus-Betriebe nutzen dieses Verfahren.
Zum Einsatz kommen bei der Einblasdämmung sowohl organische und mineralische als auch synthetische Materialien. Diese sind zum Teil rieselfähig, meist aber nicht rieselnd als selbstverdichtende Flocken verfügbar. Die prominentesten Vertreter der mehr als ein Dutzend zugelassenen Einblasdämmstoffe sind Zellulose, Steinwolle, Glaswolle, Holzweichfaser und EPS. Je nach Ausgangsmaterial erfüllen die Produkte unterschiedliche Anforderungen – vom Wärme- über den Schall- bis hin zum Brandschutz. Die organischen und synthetischen Vertreter der Einblasdämmstoffe müssen für die Erfüllung von Brandschutzanforderungen der Euroklasse B (schwer entflammbar) mit Flammschutzmitteln ausgerüstet werden. Die mineralischen Stein- und Glaswolle-Flocken erreichen aufgrund ihrer Zusammensetzung auf natürliche Weise die Euroklasse A1 – nicht brennbar.
Ihre Stärken gegenüber konventionellen Dämmrollen und -platten spielt die Einblasdämmung vor allem dort aus, wo andere Dämmvarianten gar nicht erst zum Einsatz kommen können, weil die Bauteile und damit alle enthaltenen Hohlräume bereits geschlossen sind. Das sind zum Beispiel Außenwände, aber auch Balkendecken, Dachschrägen oder Installationsschächte in Hochhäusern. Hier reichen dann häufig kleine Bohrlöcher, um die Dämmstoffe mit Hochdruck sogar in die kleinsten Ecken und Winkel zu befördern, damit sie sich dort zu einer festen Dämmschicht verdichten.
Ein weiterer Vorteil ist das Tempo: Selbst riesige oberste Geschossdecken können mit Einblasdämmung binnen weniger Stunden gedämmt werden. Das Material wird dafür einfach offen per Schlauch auf die Geschossdecke geblasen.Die energiepolitischen Diskussionen rund um Gebäude-Energieeffizienz und Heiztechnik sorgen aktuell für eine hohe Nachfrage nach energetischen Sanierungsmaßnahmen. Einblasdämmung bietet Auftraggebern hier eine wirtschaftliche Antwort, welche vergleichsweise schnell und unkompliziert in die Tat umgesetzt werden kann.
Anders als bei der klassischen Dämmung ist Maschinentechnik zwingend erforderlich, um ins Einblasgeschäft einsteigen zu können. Für eine leistungsfähige Einblasmaschine mit Schläuchen und Funk-Steuerung sowie einen Anhänger für den Transport muss in der Regel ein niedriger fünfstelliger Betrag investiert werden. Einblasdämmung darf generell nur von qualifizierten und zertifizierten Fachfirmen eingesetzt werden. Dies wird vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) in den allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen aller Einblasdämmstoffe vorgeschrieben, um die Qualität zu sichern. Schließlich ist fundiertes Wissen – beispielsweise über Durchflussmengen, Rohdichten und anderen Materialeigenschaften – nötig, um dauerhaft sichere und leistungsfähige Dämmschichten einzublasen.
Doch diese Hürde lässt sich meistern: Hersteller von Einblasdämmung bieten Schulungen und Zertifizierungskurse für Fachunternehmer an, um diese an das Einblasgeschäft heranzuführen. Große Anbieter, wie beispielsweise Knauf Insulation, pflegen außerdem einen engen Kontakt zu ihren zertifizierten Einblasbetrieben. Fachunternehmer, die die nichtbrennbare Glaswolle-Einblasdämmung „Supafil“ von Knauf Insulation einsetzen, werden in der Praxis nicht nur objektbezogen in technischen Fragen, sondern auch in strategischgeschäftlichen Angelegenheiten beraten. Die Kosten für die Zertifizierung liegen in der Regel im Bereich von wenigen Hundert Euro. Nötige Re-Zertifizierungen sind dann in den Folgejahren günstiger.
Fachunternehmer aus den Bereichen Putz, Stuck und Ausbau können sich mit Einblasdämmung deutlich von ihrem direkten Wettbewerb abheben. Erfahrungen mit Maschinentechnik, die bei der Verarbeitung von Werkmörteln üblich sind, bilden eine gute Grundlage für das schnelle Erlernen der Einblasmethode. Nach einer Einstiegsinvestition in Maschinentechnik, die für den Anfang auch gemietet werden kann, können Leistungen für Bauvorhaben und Sanierungsobjekte ganzheitlicher gedacht und angeboten werden.