Wer in teuren Wohnlagen wirtschaftlich bauen muss, kommt an schlanken Konstruktionen nicht vorbei. Die Wände der neuen Wohnbauten in Überlingen bestehen aus 17,5 cm dicken Blähtonsteinen und einem WDVS mit 16 cm dicken PU-Dämmstoffplatten (Lambda-Wert 0,026 W/mK). Smarter ist ein U-Wert von ca. 0,14 W/m²K im mehrgeschossigen Wohnungsbau wohl nicht zu erreichen. Das unter der Bezeichnung Knauf WARM-WAND Slim bekannte System ermöglicht dem Fachunternehmer mit einer Auswahl aus drei mineralischen Klebemörteln, 60 bis 300 mm dicken PU-Dämmstoffplatten, einem faserverstärkten mineralischem Unterputz, einem Armiergewebe und sechs verschiedenen Oberputzen seine individuelle Fassadenlösung zusammenstellen. Spezielle Zubehörteile, Kanten-, Sockel- und Abschlussprofile für dickschichtige Putze runden das System ab.
Die alles bestimmende Kernfrage bei WDV-Systemen ist der Renovierungszyklus der Fassaden bedingt durch Algen- und Pilzbefall. Lange Renovationszyklen werden erzielt, wenn eine Putzfassade möglichst wenig Tauwasser ausgesetzt ist. Bei leistungsfähigen Dämmsystemen ist es DIE Herausforderung: Je besser Dämmstoffe dämmen und je weniger Wärme durch die Fassade nach außen dringt, umso kälter werden die Fassadenoberflächen und desto öfter schlägt sich an einer Fassadenoberfläche Tauwasser nieder.
Tauwasser lässt sich aber reduzieren, wenn die träge Masse der Fassade (dicke Putzschichten) erhöht wird und damit die Wärmespeicherfähigkeit der Außenhülle steigt. Eine Fassade kühlt dann nicht mehr so häufig bis zur Taupunkttemperatur aus. Im Rahmen verschiedener Untersuchungen von WDV-Systemen hat unter anderem das Fraunhofer Institut festgestellt, dass bei einer Verringerung der Oberflächenbelastung durch Feuchte um 20 % bereits eine „deutliche Reduzierung des Befallrisikos“ durch Algen und Pilze erwartet werden kann. Diese Größenordnung wird in etwa bei dickschichtigen mineralischen Putzsystemen erreicht. In Überlingen wurde eine schlanke Hochleistungsdämmung mit einem insgesamt 15 mm dicken mineralischen Putzsystem kombiniert, wodurch die Wärmespeicherfähigkeit der Fassadenoberfläche erhöht und die Abkühlung der Oberflächen entsprechend verzögert wird. Die exponierte Fassade wurde abschließend gestrichen.